Eingang
finden in das Herz
Buddha war kein Gott, sondern er
war ein Mensch wie du und ich, und auch er war dem Leiden sowie ich
unterworfen, genauso wie alle Menschen dem Leiden unterworfen sind.
Wende ich mich dem Buddha mit offenen Herzen zu, dann wird er mich
mit mitfühlenden Augen anschauen und zu mir sagen: „Weil dein Herz
voll Leid ist, so kannst du Eingang in meinem Herzen finden.“
Es Anhänger von Buddha, die
einst sagten: Die Welt ist krank, also bin auch krank. Die Menschen
leiden, also leide auch ich.“ Auch Buddha sollte angeblich diese
Auffassung vertreten haben, aber man kann sich trotzdem dem Buddha
zuwenden, wenn ich unglücklich bin oder mein Herz voller Schmerzen
ist. Denn gerade weil ich leide, ist eine Verständigung möglich.Und
das Leiden ist die Grundvoraussetzung dafür, dass ich Eingang in das
Herz des Buddha finde und der Buddha mein Herz berührt.
Buddha sagte immer: „Ich lehre
nichts anderes als das Leiden und den Weg zur Aufhebung des Leidens.“
Erkenne ich mein eigenes Leiden, und ich gestehe mir ein, dass ich
leide, so wird Buddha es betrachten, und herausfinden, wodurch das
Leiden entstanden ist, und mir den Weg weisen, wie ich das leiden in
Frieden, Freude und Befreiung umwandeln kann. Denn leiden ist das
Mittel, wodurch ich Befreiung erlange, und es ist auch das Mittel,
durch das ich frei werden kann.
Der Ozean des Leidens ist
unermesslich, aber verändere ich meine Blickrichtung, so kann ich
Land erkennen. Es mag sein, dass der Samen des Leidens stark ist,
aber ich warte nicht, bis kein leiden in mir ist, bevor ich es mir
gestatte, glücklich zu sein. Wenn ein Mensch krank ist, so übersehe
ich nicht die gesunden Menschen, denn ich muss mich um alle Menschen
kümmern. Weil ich auch mit Schmerzen in meinem Herzen die Wunder,
die mir das Leben schenkt, mit viel Freuden erleben kann, so einen
wundervollen Sonnenuntergang oder vielen schönen Blumen. Denn das
Leben hält für mich sehr viel mehr an Freuden bereit als an Leiden.
Denn von den Leiden darf ich mir keine Fesseln anlegen lassen.
Wenn ich in meinem Leben sehr
viel Hunger erfahren habe, so kommt es einem Wunder gleich, wenn ich
etwas zu essen habe.Habe ich unter Kälte gelitten, dann weiß ich
die Wärme zu schätzen.Und habe ich leid erfahren, so bin ich
dankbar für die paradiesischen Zustände des Augenblicks, und so
lasse ich mein Leiden nicht unbeachtet, aber ich vergasse auch nicht,
mich an den Wundern des Lebens zu erfreuen, zu meinem eigenen Wohl
und zum Wohl anderer Wesen.
Wenn ich in einem Krieg
aufwachse, so sehe ich um mich herum die ganzen Zerstörungen, ich
sehe tote Kinder und Erwachsene oder zerstörte Werte und verwüstetes
Land. Denn hat sich einmal das Tor der Achtsamkeit geöffnet, dann
ich es nicht mehr schließen, und die Wunden des Krieges verheilen
teilweise, aber einige werden immer offen bleiben. Ich liege in
manchen Nächten hellwach im Bett, und ich denke an mein Volk, an
meine Heimat und an die Erde, dann möchte ich sie alle in meine Arme
nehmen und sie umarmen.
Habe ich kein leiden, so kann
ich mich nicht entwickeln, denn ohne Leiden kann ich den Frieden und
die Freude nicht finden, die ich mir verdient habe. Ich laufe vor dem
Leiden nicht weg, sondern ich umarme das Leiden und erkenne seinen
Wert. So gehe ich zum Buddha, nehme neben ihm Platz, und ich zeige
ihm meinen Schmerz. Und Buddha wird mich voll liebender Güte,
Mitgefühl und Achtsamkeit anschauen und mir den Weg weisen, wie ich
mein leiden umarme und tief in ihm hineinschaue, und mit Verstehen
und Mitgefühl wird es mir gelingen, die Wunden in meinem Herzen und
die Wunden der Welt zu heilen. Denn die Leiden sind der Pfad zur
Befreiung und wird „heilige Wahrheit“ genannt. So stehe ich zu
meinem leiden und gebe ihm die Möglichkeit, mir den Weg zu Frieden,
Freude und Befreiung zu offenbaren.
Gedicht
Meine Jugend war eine unreife
Pflaume,
deine Zähne haben ihre Spuren
darin hinterlassen.
Noch immer sind die Male
spürbar.
Ich denke stets daran,
ich denke stets daran.
Seit ich dich lieben lernte,
steht die Tür meines Herzens
stets weit offen,
für die Winde aus den vier
Himmelsrichtungen.
Die Wirklichkeit schreit nach
einem Wandel.
Die Frucht der Achtsamkeit ist
schon reif, und nie wird die Tür sich wieder schließen.
Das Feuer verschlingt dieses
Jahrhundert,
ud es hinterlässt seine Spuren
in den Wäldern und Bergen.
Der Wind heult rings um mich
her,
und der ganze Himmel schwankt
wild im Schneesturm.
Da sind noch die Wunden des
Winters,
ihnen fehlt die schneidende
Schärfe des Frostes,
ruhelos drehen und wälzen sie
sich
in Qual die ganze Nacht.
Eine Rede zu den Vier Edlen
Wahrheiten
Schon in jungen Jahre, als ich
jung war, habe ich einen Weg gesucht, um mein eigenes Leiden und das
leiden anderer Menschen ein Ende zu bereiten, deshalb zog ich schon
in diesen jungen Jahren in die Welt hinaus.
Bei vielen Lehrern lernte ich
das Meditieren, und nach längerem Üben von sechs Jahren, verließ
ich meine Lehrer, um auf eigenen Beinen zu stehen, um mit meiner
Arbeit anzufangen. So ging ich eines Tages einem alten Baum mit einem
gewaltigen Blätterdach vorbei, und ich dachte mir, hier bleibe ich
und ich werde erst dann wieder weitergehen, wenn ich die Erleuchtung
gefunden habe, und ich setzte mich an den Baumstamm nieder und
verharrte dort die ganze Nacht.
Es ging auf den Morgen zu, und
die Sterne verblassten am Himmel, und da kam plötzlich der
Durchbruch, und ich wurde zum Buddha, zum Erwachten, denn ich hatte
jetzt erkannt, das ich von Verstehen und Liebe erfüllt war, und so
lebte ich jetzt freudvoll im Frieden, den die Erleuchtung mir
gebracht hatte.
Ich erkannte jetzt in den
Tiefen, dass nichts aus sich selbst heraus und für sich selbst
existieren kann, denn es gibt immer ein wechselseitiges Abhängig
sein vor allem mit anderen, und ich hatte auch erkannt, dass in allen
Wesen die Kraft des Erwachens innewohnt.
Und so erkannte ich auch die
Vier Edlen Wahrheiten:
- die erste Wahrheit ist von der Existenz des Leidens,
- die zweite Wahrheit ist von der Ursache des Leidens,
- die dritte Wahrheit ist von der Möglichkeit, das Leiden zu beenden und das Wohlsein zurückzuverlangen, und
- die vierte Wahrheit ist der Weg, der zu dem Wohlsein führt: zum Achtfachen Pfad.
Weil ich das Leiden selbst
erfahren habe, es verstanden, seine Ursachen durchschaut und diese
beseitigt habe,denn ich weiß, das ein Wohlsein gibt,, weil ich
selbst Wohlsein erlangt habe, denn ich bin den Pfad erkannt habe, der
zum Wohlsein führt, und bin den Pfad bis zum Ende geschritten, um
vollkommene Befreiung zu erfahren, und so kann ich nunmehr verkünden,
ich bin frei.
Ich lehre euch, die Leiden als
Leiden zu erkennen und es in Achtsamkeit, Mitgefühl, Frieden und
Befreiung zu verwandeln.
Ich rede von den Vier Edlen
Wahrheiten
Nach meinem vollkommenen
Erwachen musste ich Worte finden, um andere an einer Einsicht
teilhaben zu lassen.Ich benötigte ein Gefäß für meine „Vier
Edlen Wahrheiten“ und für einen „Edlen Achtfachen Pfad“, denn
die „Vier Edlen Wahrheiten“ enthalten den Kern der buddhistischen
Lehren. Ich werde bis zu meinem Tod die „Vier Edlen Wahrheiten“
verkünden.
Die Chinesen übersetzen die
„Vier Edlen Wahrheiten“ mit den „Vier Wunderbaren Wahrheiten“
oder auch mit den „Vier Heiligen Wahrheiten“, denn mein Leiden
ist heilig, wenn ich es umarme und tief in das Leiden hineinschaue.
Wenn ich es nicht tue, so ist es keineswegs heilig, und ich ertrinke
im Ozean des Leidens. Die Wahrheit steht unerschütterlich fest, so
stehen auch die „Vier Edlen Wahrheiten unerschütterlich fest, denn
ich soll sie erkennen und praktizieren.
Die Ertse Edle Wahrheit ist die
Wahrheit vom leiden, denn das Leiden ist bitter und das Glück sehr
süß. Aber wir alle leiden in einem gewissen Umfang. So spüre auch
ich zuweilen ein gewisses Unwohlsein in meinem Körper oder meinem
Geist, und so ist es wichtig zu erkennen, dass das Leiden existiert,
und das ich es akzeptieren muss und berühren kann. Um das zu tun,
brauche ich einen Lehrer, der mir hilft und einen Gefährten für den
Übungsweg.
Die „Zweite Edle Wahrheit“
ist die Wahrheit von der Entstehung des Leidens, von seiner Ursache,
seinen Wurzeln, seiner Natur und seinem Zustandekommen. Nachdem ich
mein Leiden berührt habe, muss ich tief in mein Leiden
hineinschauen, um zu ergründen, wie es entstehen konnte. Ich muss
die geistigen und materiellen Nährstoffe aufspüren und
identifizieren, wie ich sie zu mir genommen habe, und die jetzt dazu
führen, dass ich leide.
Die Vier Edlen Wahrheiten und
der Edle Achtfache Pfad:
Aufhebung des Leidens, Ursachen
des Leiden und Leiden,
Achtfacher Pfad:
Rechte Anschauung, Rechtes
Denken, Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebenserwerb, Rechte
Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung.
Die Dritte Edle Wahrheit ist die
Wahrheit von der Aufhebung des Leidens. Das Leiden hört auf, wenn
ich aufhöre, das zu tun, was Leiden schafft, denn es ist eine
Botschaft, die mich zuversichtlich macht. Buddha hat das
Vorhandensein von Leiden verleugnet, aber er auch das Vorhandensein
von Freude und Glück verleugnet. Das macht mir klar, dass ich die
Augen vor dem Leiden nicht verschließen darf, sondern ich muss das
Leiden akzeptieren, denn ich kann das Leiden auch beenden, wenn es
dazu nicht die Möglichkeit gäbe, welchen Sinn machte es denn, zu
praktizieren? Die Dritte Wahrheit verspricht mir Heilung.
Die Vierte Edle Wahrheit ist die
Wahrheit, die man den Pfad nennt, der zur Aufhebung des Leidens
führt. Dieser Pfad zeigt mir, wie ich aufhören kann, Dinge zu tun,
die das Leiden verursachen. Diesen Pfad werde ich am dringlichsten
beschreiten, und Buddha nannte die Pfad den „Edlen Achtfachen Pfad,
und im Chinesischen heißt er: Pfad der Acht Rechten Übungen“.
Doch worin muss ich mich üben? In Rechter Anschauung, Rechtem
Denken, Rechter Rede, Rechtem Handeln, Rechtem Lebenserwerb, Rechter
Anstrengung, Rechter Achtsamkeit und Rechter Sammlung.
Die Lehren verstehen
Wenn ich eine Rede höre oder
eine spirituelle Unterweisung lese oder eine Sutra studiere, so
brauche ich nichts anderes zu tun, als mich zu öffnen. Gewöhnlich
vergleiche ich das, was ich höre oder lese mit meiner eigenen
Meinung oder meinem eigenen Urteil, und wenn beides übereinstimmt,
dann betrachte ich es richtig, und ich akzeptiere die neue
Information.Wenn es keine Übereinstimmung gibt, dann ist die
Information für mich falsch. Weder in dem einen oder anderen Fall
lerne ich etwas. Lese ich mit offenem Geist und Herzen oder höre ich
mit offenem Geist und Herzen zu, so wird der Dharma-Regen den Boden
meines Bewusstseins durchtränken.
„Der sanfte Frühlingsregen
dringt ein in den Erdboden meiner Seele,ein Samen, der lange Zeit
tief in der Erde lag, lächelt einfach nur.
Wenn ich Sutra höre oder lese,
dann strenge ich mich nicht an, sondern ich bin wie die Erde, denn
wenn der Regen kommt, dann öffnet sich die Erde, und so öffne ich
mich auch, wenn ich höre und lese. Und so gestatte ich dem
Dharma-Regen in mich einzudringen und die Samen zu wässern, die in
der Tiefe meines Bewusstseins verborgen sind. Und so kann kein
anderer mit mir die Wahrheit teilen, denn die Wahrheit ist schon in
mir, so brauche ich mich nur meinen Körper, meine Geist und mein
Herz zu öffnen, dann wird die Botschaft, deren Samen des Verstehens
und der Erleuchtung schon in mir sind, genährt werden. So gestatte
ich den Worten, in die Tiefe meines Bewusstseins zu gelangen, damit
der Boden und die Samen den Rest der Arbeit tun.