Mit Körperempfindungen arbeiten.
In der zweiten Meditation besteht der Hauptaspekt
darin,alles zu erfassen,was sich in unserem Körper bemerkbar macht,
so die beschwerlichen Sinneseindrücke und die angenehmen
Empfindungen.
Jetzt, nachdem wir mit dem Atem gearbeitet und zu einer
angenehmen Sitzhaltung gefunden haben, dehnt man das Bewusstsein bzw.
die Achtsamkeit auf alle körperliche Energien und Empfindungen
aus.Man kann während der Meditation zu unterschiedlichen Zeiten eine
Vielzahl verschiedener Empfindungen erleben, wie z.B. Leichtigkeit,
Anspannung, Vergnügen, Jucken und manchmal auch Schmerz. Doch kann
jede dieser Empfindungen in die Meditation einbezogen werden, und
zwar mit ebenso viel Aufmerksamkeit und Respekt, wie man für den
Atem zu entwickeln begonnen hat.
Wenn du still sitzt, beginnt dein Körper sich ganz
natürlich zu öffnen. Im Verlauf dieses Prozesses wird man oft Dinge
fühlen, die man bisher nicht bemerkt hat, weil die Geschäftigkeit
des Lebens einem davon abhalten. So kann man am Anfang ungewohnte
Empfindungen erleben, weil man nicht am Stillsitze gewöhnt ist. In
einer tieferen Ebene wird man bisweilen eine Spannung in den
Schultern verspüren oder im Kiefer, im Rücken, im Bauch oder in
einem anderen Körperteil. Doch der Grund dafür ist, dass einem,
wenn man still sitzt und nicht zur Ruhe kommt, die Bereiche der
Anspannung, die sich im Leben ansammeln und die man mit sich
herumträgt, jetzt wirklich offenbar werden.
Wenn man so dasitzt und den Atemrhythmus spürt, dann
können bestimmte Körperstellen zu schmerzen beginnen oder warm
werden oder sich anspannen.Hier muss man zulassen, dass dieses Öffnen
des Körpers mit dem gleichen Geist von Aufmerksamkeit wahrgenommen
wird, die wir dem Atem widmen.
Wenn wir in der Lage dazu sind, dann wird, was sich im
Körper abspielt, nicht zu einem Problem werden, sondern zu einer
tiefgreifenden Heilung, auch wenn sie schmerzhaft erscheint.
Tragen wir Spannungen in unserem Körper, was wir zum
ersten Mal erleben, so offenbart man uns diese als Konflikte,
Schmerzen oder Unannehmlichkeiten, die sich in unserem Körper
gespeichert haben.Lassen wir diese Spannungen behutsam in unserem
Bewusstsein vordringen, so wird sie sich allmählich öffnen und
auflösen.Lassen wir es zu, den Körper in die Meditation
einzubeziehen, so ist es von zentraler Bedeutung, dass wir alles, was
in Erscheinung tritt, mit der gelichen Art von Gegenwärtigkeit oder
Bewusstheit annehmen, die wir uns bei der Arbeit mit dem Atem
angewöhnt haben.
Jede Energie, die während der Meditation in uns
aufsteigt, sei es nun Spannung, Schmerz, Lust oder Frust, sollte mit
Freundlichkeit empfangen werden.
Spürt man während der Meditation irgendeine
körperliche Empfindung, dann ist es manchmal üblich, ihr leise
einen Namen zu geben wie „Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln“ oder
„Spannung, Spannung, Spannung“.
Wenn man dieses tut, dann gibt man der Empfindung Raum,
um sich zu öffnen, und man bemerkt auch,wie sich der Körper selbst
ändert, und wie er fließen und sich bewegen möchte.
Wenn man „Jucken“ verspürt, dann soll man sich
nicht an der Stelle kratzen, sondern nur sagen “Jucken, Jucken,
Jucken“. Vielleicht kannst du dann das Jucken zum ersten Mal in
deinen Leben annehmen und spüren, wie es sich anfühlt, und es für
einige Zeit zulassen, ohne gleich zu kratzen.
Danach kann man feststellen, wie es ganz plötzlich
verschwindet. Und es gilt für jede körperliche Empfindung, sei es
Kälte oder Wärme, Spannung oder Schmerz.
Während des Sich-Öffnen des Körpers in der Meditation
ist es wichtig, das Öffnen aufmerksam zu beobachten, nicht vom
Verstand her zu entscheiden, wie es sich anfühlen sollte, denn die
Meditation wird sich in der Weise öffnen, wie sich ein Blume öffnet,
denn jeder Aspekt zu seiner Zeit.
Während des Sitzend wird man entdecken, dass es drei
Arten von auftretenden schmerzvollen Empfindungen gibt.
Die erste Art ist ein Hinweis darauf, dass etwas nicht
stimmt, wenn sich eine Hand anfühlt, als ob sie brennt. Es kommt
daher, dass man sich in einer ungünstigen Haltung befindet, denn der
Körper will nur mitteilen, dass man sich anders hinsetzen soll. Es
tritt nicht oft auf, aber von Zeit zu Zeit spürt man solche
Empfindungen.
Eine schmerzvolle Empfindung zweiter Art kommt daher,
dass man in einer ungewohnten Körperhaltung dasitzt. Was ist
passiert? Die Beine sind eingeschlafen. Diese Art von Empfindung
taucht oft auf, wenn man es nicht gewohnt ist, still zu sitzen.
Es dauert gewöhnlich eine Weile, bis man sich
wohlfühlt, aufrecht zu sitzen, ohne den Rücken anzulehnen. Man kann
versuchen, einfach weiterhin still zu sitzen, sich mit dem Gefühl
der eingeschlafenen Beine vertraut zu machen und in die Meditation
einzubeziehen, und man kann lernen, auch mit einer intensiven
Empfindung ruhig zu sitzen.
Hat man das Gefühl , dass man sich auf vieles
gleichzeitig konzentrieren muss, dann ändert man seine Körperhaltung
und kehrt auf natürliche Weise zum Atem zurück.
Man wird immer Schmerz empfinden, denn man sucht ständig
nach einer Haltung, die schmerzfrei ist. Oft ist uns nicht einmal
bewusst, dass wir Schmerzen haben, weil sie oft überlagert oder
verdrängt werden, aber neben den Schmerzen gibt es auch noch das
Empfinden von Freude und Glück.
So bauen wir Beziehungen auf, die von Mitgefühl,
Zärtlichkeit, Barmherzigkeit und Verständnis geprägt sind. Wenn
man seinen Körper beobachtet, dann soll man sich nicht darauf
konzentrieren wie die Empfindung sein soll, sondern wie sie sich
tatsächlich anfühlt.
Man soll lernen, wie sich Schmerzen anfühlen und das
sie einen nicht umbringen. Aber die Meditation ist kein Kampf mit den
Körperempfindungen, sondern der Körper öffnet sich, und deshalb
widmet man seine Aufmerksamkeit dieser Öffnung, doch wenn es zu
einem Kampf ausarten soll, dann kehrt man zum Atem zurück. Denn es
kann sein, dass man zu einem späteren Zeitpunkt im Stande ist,
dieser Empfindung in entspannter Weise zu widmen.
Beobachtet man die Empfindungen in seinem Körper
aufmerksam, dann bemerkt man: sie verschwinden, bleiben wie sie sind
oder sie verschlimmern sich. Es ist aber nicht die Aufgabe, sie zu
kontrollieren, sondern man bleibt bei ihnen und man sie bewusst
kommen und gehen.
Oft entzieht sich der Körper der Kontrolle und
versucht, seinen eigenen Weg zu gehen. Daran erkennt man, dass man
den Körper nie ganz unter Kontrolle hat. Es ist genauso, wenn man
atmet, wenn das Herz schlägt und die anderen Organe arbeiten, man
macht nichts, denn alles funktioniert von selbst.
Es gibt viele ungewöhnliche Körperempfindungen, die
während der Meditation kommen und gehen. Man kann sich leicht
fühlen, oder man hat das Gefühl, man schwebt oder man ist schwer
wie ein Stein.
Es gibt Empfindungen, die anzeigen, dass der Atem durch
den Körper fließt, es gibt Kälteschauer und Hitzewallungen und
andere Dinge mehr. Aber man wird sich an diese Empfindungen gewöhnen,
aber man kann sie nicht kontrollieren.
Körperempfindungen sind Begleiterscheinungen, die
spontan auftreten, wenn sich der Körper öffnet.
Manche Menschen erleben sie gar nicht, andere häufiger.
Wichtig sind nicht die Empfindungen, sondern man schafft es, einen
Mittelpunkt zu finden, wo man mit einer tieferen Ebene des Seins in
Verbindung gebracht wird.
Es gibt Bereiche mit Spannung und Furcht, Unbehagen und
Entzücken, die man alle begegnet, aber sie sind nur ein Teil der
Oberflächenschicht des Lebens. Doch wesentlich ist es, dass man
unter diesen Schichten einen Ort der Sammlung und Bewusstheit findet,
so das einem Kraft und Festigkeit vermittelt wird, und wo man
unterstützt wird, die Wechselfälle des Lebens zu durchstehen.
Für die Meditation kann es hilfreich sein, mit Tönen
umzugehen. Denn die Natur bietet Töne und Geräusche an, die bewusst
zu hören sind, die man genauso aufmerksam aufnimmt wie die
Körperempfindungen.
Man kann den Klang wie eine Welle empfangen, ebenso wie
man den Atem wie eine Welle empfängt. Sind die Töne oder der Klang
verschwunden, so kehrt man zum Atem zurück.
Bei der Meditation-Übung sitzt man aufrecht und der
Körper wird entspannt vom Rückgrat getragen. Alles ist entspannt so
auch die Schultern und die Hände und man fühlt sich wohl.
Der Atem wird in den Mittelpunkt der Meditation
gestellt, denn man fühlt das Ein- und Ausatmen und achtet auf die
Kühle. Und das ist der Mittelpunkt deiner Meditation.
Wenn man sitzt und dem Atem nachspürt, so tauchen immer
starke Körperempfindungen auf, so richtet man die Aufmerksamkeit auf
die Empfindungen und nicht mehr auf den Atem. Nimm die Empfindungen
mit Achtsamkeit und Freundlichkeit an, und fühle so deutlich wie man
es kann, und beobachte aufmerksam in entspannter Haltung ihre
Veränderungen, auch wenn sie anfangs unangenehm sein sollten.
Wenn sie verschwinden, dann kehre zum Atem zurück. In
der Meditation spürt man abwechselnd Atem und Körperempfinden, je
wer sich in den Vordergrund schiebt, wird beachtet. Wie man auf den
Atem achtet und ihn natürlich fließen lässt, so wird man auch die
Empfindungen und die Energie deutlich erleben und ihnen genauso die
gleiche Achtsamkeit und Freundlichkeit entgegenbringen wie dem Atem.
Wenn die Gedanken abschweifen, kehre immer zum Atem oder
zum Körper zurück und sei bei ihnen im gegenwärtigen Augenblick.
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