Sonntag, 24. Juli 2011

Nach

Bei Naumburg im freundlichen Tal,

da liegt manch reizender Ort,

der schönste doch aber von allen,

das ist mir die Pforte dort.

Ich stand einst auf grünender Höhe,

vergoldet vom sinkenden Strahl,

da wurde mir plötzlich so wehe,

als runter ins Tal ich schaute.

Es tönte ein liebliches Geläute

und mahnte so sanft zur Ruh,

die Wiese im gründenden Kleide

deckt weißlicher Nebel still zu.

Die Sterne, sie leuchten so helle,

sie ziehen in goldener Bahn,

wie himmlische Wächter von droben,

und blicken so friedlich uns an.

Es herrscht eine heilige Stille,

und Pforta liegt nebelumwallt,

beleuchtet von düsteren Scheine,

in geisterhafter Gestalt.

Ich kann ihn nun nie vergessen,

den Eindruck so wunderbar.

Es zieht mich an selbige Stätte,

warum? Da wird mir nicht klar.


Nietzsche schildert ein Tal, das er kennt, in dem er viel Zeit verbrachte. Er schildert das Tal zur Zeit des Sonnenuntergang. Davor beschreibt er die grünenden Wiesen und die Höhen seitlich des Tales. Er bezeichnet den Eingang als Pforte, die in das Tal führt.

Dann senkt sich der Tag dem Abend zu. Er sieht die untergehende Sonne, die ihre Strahlen noch aussendet, und das liebliche Tal in einen goldenen Zustand versetzt so die Worte: „Vergoldet vom sinkenden Strahl“.

Mit diesem vergoldeten Strahl kamen bei Nietzsche Gefühle bzw. Emotionen auf, die ihn an frühere Zeiten erinnerten, als er das liebliche Tal durchschritten hatte. Bei diesen Gedanken gehen ihm die Emotionen durch den Körper. Es ist wie ein Schmerz über den Verlust des Tages mit seinem goldenen Glanz.

Es ist ein Abschiednehmen vom Tage für die kommende Nacht, die auch ihre Überraschun­gen bringt.

Die Abendstunden, die anstehen, bringen das Geläute der Kirche, die die Gläubigen zum Abendgebet und Kirchgang aufruft. Es ist ein zärtliches leises Läuten, das den Abend herbei läutet, und zur sanften Ruhe des Menschen ermahnt.

Nietzsche sieh die Wiesen im grünenden Kleid vor sich, noch ist es nicht dunkel, denn zu­erst ist der Abend also die Abenddämmerung da. Aber schon kommt weißer Nebel auf, der langsam und still diese grünenden Wiesen zudeckt. Es breitet sich ein weißes Betttuch aus und mahnt auch gleichzeitig zur Ruhe durch einen Schlaf.

Am Himmel droben zeigen sich die ersten Sterne, die ihre goldene Bahn am Himmelszelt ziehen. Sie leuchten hell und glanzvoll vom nächtlichen Himmel herunter, und sie erfüllen die Nacht mit etwas Licht. Es ist ein sanftes Licht, also anders als das Sonnenlicht am Tage.

Die Sterne sind die himmlischen Wächter, die die Menschen vom Himmel droben

bewachen. Sie blicken friedlich herab auf den Menschen, und sie breiten den Frieden über die Menschen aus.

Jetzt herrscht eine heilige Stille. Es ist ruhig im Gegensatz zum Tage. Pforta ist nebelum­wallt und wird von einem düsteren Schein beleuchtet. Es ist wie eine geisterhafte Gestalt.

Nietzsche schildert in diesem Gedicht seine Emotionen seiner Gedanken. Er fühlt, dass er diesen Anblick oder auch Gedanken nicht vergessen kann. Er findet ihn einfach wunderbar, und er weiß, diese Stätte wird ihn immer anziehen. Aber warum sie ihn anzieht, das ist ihm nicht klar.

Ich nehme an, es sind die Emotionen, die uns immer dahinführen, wo es schön war und ist. Es sind die Gedanken daran, die uns immer dort verweilen lassen, ob das in unserem Ster­ben auch der Fall sein wird, das weiß ich nicht.

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