Meditation ohne Objekt
Ergründe die Tiefen deines Geistes und belasse deine
Bewusstheit gänzlich unverhüllt.
Wie sollte man einen Geist ruhen lassen oder einfach
ruhen lassen, ohne etwas zu haben, worauf er ruhen kann?Wenn man mit
Menschen spricht, so sind sie eher geneigt zu denken, das man weise
und wichtig ist. Gerade, wenn man berufstätig ist, und einen Beruf
hat, bei dem man immer unterwegs ist, und sich sehr vieles anhören
muss, bevor der Tag vorüber ist, dann ist man froh, wenn man sich
nach getaner Arbeit zurückziehen kann, um sich zu entspannen. Man
kann sich dann auf das Bett legen, um sich ruhig zu entspannen, also
man lässt den Geist ruhen.
Genauso lässt man bei der Objektlosen Meditation den
Geist ruhen. D.h.man muss nur einfach loslassen und entspannen. Aber
man braucht aufkommende Gedanken, Emotionen und Empfindungen nicht
abblocken, aber man braucht ihnen auch nicht nachgehen. Man ruht
einfach offen in der Gegenwart, lassen einfach zu, was auch immer
geschieht. Kommen Gedanken und Emotionen hoch, dann werden wir ihrer
gewahr. Objektlose Meditation bedeutet nicht, dass man seinen Geist
ziellos zwischen Fantasien, Erinnerungen und Tagträumen
herumstreifen lässt. Denn es bleibt immer eine gewisse Präsenz des
Geistes gegenwärtig, die man als Gewahrsams-Zentrum beschreiben
kann.Doch unsre Aufmerksamkeit ist auf nichts im Besonderen
gerichtet, aber wir sind dennoch gewahr, sind dennoch präsent für
das, was im Hier und Jetzt geschieht.
Wenn wir in diesem Zustand der auf kein Objekt
gerichteten Achtsamkeit meditieren, lassen wir den Geist, der von den
vorüberziehenden Gedanken und Emotionen völlig unberührt bleibt,
in seiner natürlichen Klarheit ruhen. Diese natürliche Klarheit,
die sich jenseits allen dualistischen Ergreifens von Subjekt und
Objekt findet, ist immer für uns vorhanden, so wie der Raum immer da
ist. In gewisser Weise gleicht diese Meditationsform dem Akzeptieren
von Wolken und Nebelschwaden, die den Himmel bedecken, im Wissen,
dass der Himmel selbst unverändert bleibt, auch wenn er verborgen
ist. Der Himmel über den Wolken ist weit, offen und klar, und in
gleicher Weise ist die Buddhanatur immer offen und klar, auch wenn
Gedanken und Emotionen sie verdecken. Auch wenn sich dieser Zustand
als normal ausnehmen mag, sind all die Qualitäten von Klarheit,
Leerheit und Mitgefühl in ihm enthalten.
So wie die Galaxien, Sterne und Planeten durch den Raum
des Alls ziehen, findet ein Kommen und Gehen von Gedanken, Emotionen
und Empfindungen im Gewahrsam statt.Und wie der Raum nicht von den
Objekten definiert wird, die sich in ihm bewegen oder ihn
durchqueren, wird auch das Gewahrsam nicht von den Gedanken,
Emotionen, Wahrnehmungen und so weiter definiert oder begrenzt, die
sich in ihm zeigen. Das Gewahrsam ist einfach da. Die objektlose
Praxis beinhaltet, dass man ganz einfach in diesem „Da Sein“ von
Gewahrsein ruht. Diese Sache ist ein persönliches Naturell als eine
der Fähigkeit oder des Geschicks.
Das Ziel der Meditation ist es, in einem Zustand
gegenwärtigen Gewahrseins zu verweilen und offen für alle
Möglichkeiten des gegenwärtigen Augenblicks zu sein. Man muss sich
nicht kritisieren und verurteilen, wenn man sich erwischt hat, wie
man seinen eigenen Gedanken nachgeht. Denn die Tatsache wie man
Vergangenes noch einmal durchlebt und sich dabei in die Zukunft
projiziert, reicht aus, sich wieder in den gegenwärtigen Augenblick
zurück zu bringen, und den Meditationsvorsatz zu bestärken. Denn
entscheidend ist der Faktor, dass man meditieren will.
Wenn man mit dem Meditieren beginnt soll man sich keine
hohen Ziele stecken, denn wenn man in kleinen Zeitabschnitten
meditiert, dann wird man der Meditation nicht satt. Um sich nicht in
Tagträumen zu verlieren, soll man den Geist beobachten, denn so wird
man die Quelle der Klarheit, Weisheit, des eifrigen und
gewissenhaften Bemühens, des inneren Friedens und des Mitgefühls
entdecken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen