Konditionierende Faktoren.
Das Leiden folgt einem negativen Gedanken wie die Räder
eines Karren dem Ochsen folgend der ihn zieht.
Die beiden Wissenschaften, Biologie und Neurologie,
machen sichtbar, was in unserem Gehirn vor sich geht, wenn wir
angenehme und unangenehme Emotionen erleben. Der Buddhismus hilft uns
nicht nur, dass wir solche Erfahrungen uns selbst expliziter
beschreiben können, sondern gibt uns auch Mittel in die Hand, mit
denen wir uns an die Veränderung unserer Gedanken, Gefühle und
Wahrnehmungen machen und so auf einer elementaren, zellularen Ebene
glücklichere, friedfertigere und liebevollere Menschen werden
können.
Ob wir uns das, was wir Geist oder Bewusstsein nennen,
nun subjektiv mittels der von Buddha gelehrten achtsamen Beobachtung
anschauen oder objektiv mittels der in den modernen Laboratorien
verfügbaren Technologien, es tritt als sich ständig verändernder
Zusammenprall von zwei fundamentalen Ereignissen in Erscheinung: der
bloßen Erkenntnis, dem einfachen Gewahrsein, das etwas geschieht,
und den konditionierenden Faktoren, den Prozessen, die nicht nur das
beschreiben, was wir wahrnehmen, sondern auch unsere Reaktionen
bestimmen. Mit anderen Worten, alle mentale Aktivität entwickelt
sich aus der zusammenwirkenden Aktivität von bloßer Wahrnehmung und
langfristigen neuronalen Assoziationen.
Wenn man glücklich sein will, muss man lernen, die
konditionierenden Faktoren, die dazu tendieren, zwanghafte oder
Wesenszug gebundene Reaktionen zu erzeugen, zu erkennen und mit ihnen
zu arbeiten.Und die Essenz ist, dass jeder Faktor in dem Maße als
zwanghaft verstanden werden kann, wie er unsere Fähigkeiten
vernebelt oder verdunkelt, ohne Beurteilung und Bewertung die Dinge
so zu sehen, wie sie sind.
Schreit uns jemand an, so nehmen wir uns kaum die Zeit,
zwischen der bloßen Erkenntnis, „oh, eine Person erhebt die Stimme
und sagt diese und jene Worte“, und der emotionalen Reaktion, „der
Typ ist ein Blödmann“, zu unterscheiden. Stattdessen neigen wir
dazu, die bloße Wahrnehmung und unsere emotionale Reaktion zu einem
Paket zu vereinen: „dieser Mensch schreit uns an, weil er ein
Blödmann ist.“
Aber wenn wir einen Schritt zurücktreten und uns die
Situation objektiver anschauen könnten, würden wir vielleicht
erkennen, dass Menschen, die uns anschreien, möglicherweise wegen
irgendetwas aufgebracht oder gestört sind, das gar nichts mit uns zu
tun hat. Vielleicht sind sie gerade von einem Vorgesetzten kritisiert
worden und haben Angst, entlassen zu werden. Vielleicht ist ihnen
gerade zu Ohren gekommen, dass eine nahe stehende Person schwer krank
geworden ist. Oder sie hatten vielleicht eine Auseinandersetzung mit
einer Freundin oder einem Freund oder einem Partner oder haben in der
Nacht schlecht geschlafen.
Leider übt die Konditionierung einen sehr starken
Einfluss auf uns aus, dass wir uns selten daran erinnern dass wir
einen Schritt zurücktreten können. Weil unser Verständnis begrenzt
ist, halten wir irrtümlicherweise den kleinen Ausschnitt, den wir
sehen, für die ganze Wahrheit.
Wie kann man angemessen reagieren, wenn die Sicht so
beschränkt ist und man alle Fakten kennt? Wenn wir hinsichtlich
unserer Erfahrungen und Wahrnehmungen im Alltag den bei Gericht
geltenden Standard, „die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit
zu sagen“, anwenden wollen, müssen wir zur Erkenntnis kommen, dass
die „ganze Wahrheit“ die ist, dass jedermann einfach glücklich
sein möchte. Und das wirklich Traurige ist, dass die meisten Leute
das Glück auf eine Art und Weise suchen, die ihr Bemühen in
Wirklichkeit sabotiert. Wenn wir in irgendeiner gegebenen Situation
die ganze Wahrheit sehen würden, wäre unsere einzige Reaktion eine
des Mitgefühls.
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