Weisheit
und Methode
Wenn du den Geist nicht künstlich beeinflusst, ist er
klar.
Wenn du das Wasser nicht aufwühlst, ist es
durchsichtig.
Man muss immer zu einem Gleichgewicht zwischen Weisheit
oder philosophischen Verständnis und Methode, der praktischen
Anwendung oder Umsetzung von Philosophie kommen.
Weisheit ohne praktikable Mittel zu ihrer Anwendung ist
nutzlos. Aber hier kommt Methode ins Spiel: Wir benutzen den Geist,
um den Geist zu erkennen.Das ist übrigens eine gut funktionierende
Definition von Meditation. Denn bei ihr geht es nicht um ein „In
der Glückseligkeit Versunken sein“, Abheben“ oder „Zur
Klarheit Kommen“ , um nur einiges davon zu nennen.
Im Grunde genommen ist die Meditation eine einfache
Übung, bei der man im natürlichen Zustand der Bewusstseins im Hier
und Jetzt ruht und sich erlaubt, für alle Gedanken, Empfindungen und
Emotionen, die auftreten können, einfach und klar präsent zu sein.
Es gibt viele Menschen denen widerstrebt die Meditation,
denn sie fürchten sich vor dem Lotossitz, weil sie in diesem Sitz
stundenlang stocksteif sitzen müssen, und das mit geradem Rücken,
und dabei ist der Geist absolut leer. Was aber nicht stimmt, denn das
Sitzen, und zwar im Lotossitz mit geradem Rücken ist eine Sache der
Gewöhnung, und es ist unmöglich, den Geist vom Erzeugen von
Gedanken, Gefühlen und Empfindungen abzuhalten.Denn das Denken ist
die natürliche Funktion des Geistes, es ist so wie das Produzieren
von Licht und Wärme durch die Sonne.
Der Geist immer aktiv, erzeugt immer Gedanken sowie der
Ozean die Wellen. Wir können unsere Gedanken ebenso wenig stoppen
wie der Ozean die Wellen.
Lassen wir den Geist in seinem Zustand ruhen, und es
unterscheidet sich sehr vom bemühen, unseren Gedankenfluss ganz und
gar zum Stillstand zu bringen. Die Meditation beinhaltet in keiner
Weise den Versuch, den Geist zur totalen Mattscheibe werden zulassen.
Aber eine gedankenleere Meditation lässt sich nicht erreichen,
selbst wenn es einem gelänge, die Gedanken vollkommen zum Stillstand
zu bringen, so würde man doch nicht meditieren.
Anderseits kann man feststellen, dass sich Gedanken,
Emotionen und Empfindungen verflüchtigen, sobald man ein Augenmerk
darauf hat, aber das ist auch richtig so und großartig.
Solange man die Aufmerksamkeit und das nackte Gewahrsam
aufrechterhalten, erfährt man sofort, wenn sich Gedanken, Gefühle
und so weiter sich der Kontrolle entziehen wollen, so bleiben die
natürliche Klarheit und Leerheit die wahre Natur des Geistes. Die
wahre Natur der Meditation ist, dass man im bloßen Gewahrsam ruht,
egal, ob sich was ereignet oder nicht.
D.h. man soll immer offen und präsent für alles
bleiben, was auch immer in einem auftaucht, und man soll es einfach
ziehen lassen. Und sollte nichts passieren oder die Gedanken und so
weiter verschwinden schon, bevor man sie zur Kenntnis genommen hat,
dann ruht man einfach in der natürlichen Klarheit. Kann ein
Meditationsprozess einfacher sein?
Es gibt aber noch einen anderen Punkt, den man
eigentlich bedenken könnte, denn es gibt keine guten oder schlechten
Gedanken, auch wenn sich an eine Vorstellung klammert, das manche
Erfahrung angemessener oder produktiver sei als andere. Es sind nur
Gedanken.
Meditation ist ein Prozess urteilsfreien Gewahrseins.
Wenn wir meditieren, nehmen wir gegenüber unseren eigenen
subjektiven Erfahrungen und Wahrnehmungen eine objektive
Betrachtungsweise ein. Es mag anfangs nicht einfach sein, aber die
meistens sind darauf geeicht, zu glauben, dass etwas gut ist, wenn
wir es für gut halten, und dass etwas schlecht ist, wenn wir es für
schlecht halten. Doch wenn wir uns darin üben, einfach zuzusehen,
wie unsere Gedanken kommen und gehen, werden solche starren
Unterscheidungen allmählich in sich zusammenbrechen. Der Verstand
wird uns sagen, dass viele mentalen Ereignisse, die im Zeitraum einer
Minute erscheinen und wieder verschwinden, unmöglich alle wahr sein
können.
Wenn wir einfach weiterhin der Aktivität unseres
Geistes gewahr bleiben, werden wir nach und nach die transparente
Natur unserer Gedanken, Emotionen, Empfindungen und Wahrnehmungen
erkennen, die man für massiv und real hielt. Und wenn wir uns daran
gewöhnen, auf die klare Oberfläche unseres Geistes zu blicken,
können wir all das Geschwätz darüber, wer und was wir unserer
Meinung nach sind, durchschauen und die strahlende Essenz unserer
wahren Natur erkennen.
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