Montag, 11. Januar 2016

Meditation beim Essen

Meditation beim Essen:
Eine Menge Zeit in unserem Leben verbringt man damit: zu essen, Lebensmittel zu kaufen, im Garten anzubauen, einlagern, herausnehmen, zerkleinern, würzen, kochen, servieren, mit Freunden zusammen essen, dann das Geschirr abwaschen und Lebensmittel wieder wegräumen. Es gibt Menschen , die zwei, drei, vier Mal am Tag essen. Man kann in ein Restaurant gehen, ein fabelhaftes Essen zu sich nehmen, eine nette Unterhaltung führen, ein gutes Gas Wein trinken und allem, was eine Feinschmecker Mahlzeit ausmacht, und man kann sich am Ende des Essens noch immer hungrig fühlen. So fragt man sich: „Wie ist das möglich?“
Man ist oft damit beschäftigt, zu reden, sich umzuschauen, Spaß zu haben, so das es kaum eine Chance gibt, das Essen zu schmecken.
Das Essen kann man, sowie jede andere Tätigkeit auch, in eine Meditation verwandeln. Man kann mit einer einfachen Mahlzeit, wie mit Rosinen, beginnen zu üben.
Soll eine Essensmeditation in aller Form durchgeführt werden, so beginnt man zuerst damit, alles zu verlangsamen. Man nimmt sich den Teller mit dem Essen und stellt ihn vor sich hin. Manche Menschen sprechen vor der Einnahme des Essen ein Gebet oder segnen die Mahlzeit. Dieses Gebet ist eine Danksagung an alles, was dazu beigetragen hat, dass die Speise auf dem Teller vor einem liegt. Man kann die Sonne, den Regen, den Menschen, die das Essen angebaut haben und der Mutter Erde danken, aber auch den Regenwürmern, die den Erdboden angereichert haben sowie den Bienen, die die Pflanzen bestäubt haben. Und jetzt merkt man, dass alles miteinander zusammenhängt.
Wenn man das Tischgebet beendet hat, so bleibe man etwa 60 Sekunden am Teller sitzen, ohne etwas zu tun. Man sitzt einfach da und nimmt Verbindung mit der Stille auf. Dabei fühlt man eventuell im Körper ein Empfinden wie Hunger, und man betrachtet die Nahrung, fühlt den Hunger und macht sich klar, dass sich ein großer Teil der Menschheit im ständigen Zustand von Hunger und Verlangen befindet. Man kann möglicherweise jetzt erleben, es kann zum ersten Mal sein, wie schwierig es ist, das Hungergefühl gerade 60 Sekunden auszuhalten.
Wenn man das macht, dann kann man untersuchen, wie sich das Hungergefühl im Körper äußert. Ist der Bauch hungrig? Sind die Augen hungrig? Ist die Zunge hungrig? Und wie fühlt sich der Hunger an? Man kann es in Erfahrung bringen, sich damit abzufinden, und wenn die 60 Sekunden vorbei sind, dann versteht man den Hunger besser. Es können auch andere Gefühle erscheinen, die man zur Kenntnis nehmen soll.
Wenn man bereit ist, dann kann man mit dem Essen beginnen, man macht es langsam und achtsam, in gleicher Weise, wie man dem Atem folgt oder die verschiedenen Empfindungen im Körper bewusst gemacht hat. Halte zuerst z.B. die Rosinen in der Hand und betrachte sie. Versuche, sie nicht als Rosinen anzusehen, denn Rosinen ist nur ein Wort. Man versucht, sie in der eigenen und individuellen Form, Gestalt und Farbe wahrzunehmen.
Betrachtet man die Rosinen weiterhin, führt man sich ihre Geschichte vor den Augen. Erst wuchsen sie auf den Reben, dann wurden sie Trauben, sind geerntet worden, und in der Sonne eine Zeit lang getrocknet. Dann wurden sie verpackt und verschifft, man hat sie dann gekauft, und man ist jetzt im Begriff, sie zu essen. Man kann sich dessen bewusst sein, ein Teil eines großen Netzwerkes zu sein, das die Erde umschließt. Man ist ein lebendiges Wesen, das von der Erde hervorgebracht wurde, und man wird das Essen als Energie für den Körper umwandeln, was einem hilft, am Leben zu bleiben.
Man berührt die Rosinen mit den Fingern, versucht sie nicht als Rosinen zu spüren, sondern man nimmt die unmittelbaren Empfindungen wahr, welche sie auch immer sein mögen. Fühlen sie sich klebrig an? Weich? Geben sie nach, wenn man sie drückt? Sind sie kalt oder warm oder keines von beiden?
Man geht prüfend durch den Körper. Spürt man, dass sich Speichel bildet? Man achtet darauf, dass der Körper selbst Speiche absondert, wenn er Hunger empfindet, ohne sich Gedanken darüber zu machen.
Ist man bereit, dann führt man die Rosinen in den Mund. Dabei bewegt man den Arm langsam, so dass man die Empfindungen spüren kann, die die Hand zum Mund hochheben. Man öffnet den Mund langsam und spürt, wie es sich anfühlt. Man legt die Rosine auf die Zunge, aber man beginnt nicht mit dem Kauen. Zuerst untersucht man, wie sie sich auf der Zunge anfühlt, man schließt langsam den Mund und senkt den Arm. Wenn das erledigt ist, schließt man die Augen und beginnt an zu kauen. Man schmeckt und schluckt die Rosinen mit Bedacht. Man muss weiterhin achtsam bleiben, nachdem man die Rosinen heruntergeschluckt hat. Spürt man, wie die Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen hinuntergleitet? Wenn man fertig ist, öffnet man langsam die Augen.
Nimmt man die Mahlzeit mit dieser Art von Achtsamkeit zu sich, ändert sich die persönliche Beziehung zur Nahrung und zum Essen. Man begreift, dass man aus viel machen kann. Man erkennt, dass aus paar Rosinen eine Menge dran ist. Die einzige Regel dabei ist, dass man wirklich mit ganzer Aufmerksamkeit dabei ist, wenn man isst.
Es gibt eine Sache, und die besagt, der Geschmack hält beim Essen nicht lange an. Man hat eine Weile gekaut, dann verschwindet der Geschmack. Wenn es trotz des Kauens nicht geschmackvoll bleibt, dann greift man erneut zur Nahrung. Man kaut eine Weile, bevor man die Nahrung schluckt, ist der Geschmack weg, und es wird Nahrung weitergegeben. Warum tut man das? Weil der Geschmack angenehm ist. Was man als Nächstes erlebt, ist Verlangen und Zugreifen. Wir wollen mehr davon und versuchen, den nächsten Bissen zu bekommen., obwohl wir den vorigen noch nicht geschluckt haben. Mit der Nahrung im Mund versteht man den Kreislauf, dass das Leben aus einer Reihe ständig sich verändernder Empfindungen besteht: einige sind angenehm, einige unangenehm und andere neutral. Die unbewusste Reaktion besteht darin, bei den angenehmen zuzugreifen und die unangenehmen abzulehnen, damit kämpft man gegen die Vergänglichkeit unserer Erfahrungen. Man findet sich damit ab, dass die Dinge kommen und gehen.
Wenn man Achtsamkeit übt, während man isst, beginnt man, etwas anderes zu lernen, als die übliche Gewohnheit, entweder zuzugreifen oder wegzustoßen. Man nimmt den Geschmack wahr, aber er bleibt nicht erhalten und verschwindet Man nimmt die Anwesenheit zur Kenntnis,man kann sich auf sie einstellen, auch was als Nächstes kommt, aber dass ist das Wesen aller Meditationen.
Es gibt einen weiteren Aspekt in der Essmeditation. Nimmt man eine Mahlzeit im Zustand der Achtsamkeit zu sich, so kann man verschiedene Stimmen identifizieren, die während des Essen zu einem sprechen. Der Bauch sagt: „Fülle mich mit Speisen.“ Die Zunge sagt nach einiger Zeit: Oh, schmeckt das Essen aber gut, ich möchte noch mehr davon haben.“ Und so beteiligt sich der ganze Körper an dieser Mahlzeit, und er gibt entsprechend seinem Bedarf an Speisen, seinen Kommentar zum essen und zum Geschmack.







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