Montag, 21. September 2015

Erscheinung und Illusion

Erscheinung und Illusion.
Sieht man das Bedeutungsvolle als bedeutungsvoll und das Bedeutungslose als bedeutungslos, dann ist man zu wahrem Verstehen fähig.
Was ist eigentlich der Geist? Der Geist ist wie ein Magier auf der Bühne,er kann uns Dinge sehen lassen, die gar nicht wirklich da sind. Die meisten von uns sind ganz gefesselt von den Illusionen, die unser Geist erzeugt, und wir ermuntern uns geradezu zu immer noch haarsträubenderen Fantasien. Doch mit ihrer Dramatik werden diese zur Sucht. Denn dadurch werden die Probleme für uns überlebensgroß erscheinen, auch wenn die Situation, wodurch sie entstehen, beängstigend sein mag.
Wenn ein Magier ein Kaninchen aus dem Hut zieht, dann spenden wir für diesen Trick einen Beifall, so schauen wir uns Horrorfilme an, lesen Krimis, lassen uns auf schwierige Beziehungen ein und streiten uns mit unseren Chefs und Mitarbeitern herum.
Wir genießen auf seltsame Art die von solchen Erfahrungen verbundene Spannung, das vermutlich etwas mit der ältesten Schicht unseres Gehirns zu tun hat, mit dem Reptiliengehirn.
Sie verstärkt eine Empfindung von einem „Ich“, welches gegen die „anderen“ antritt, dadurch wird unser Selbstgefühl bestätigt, aber es ist scheinbar selbst nur eine Erscheinung ohne inhärente Wirklichkeit.
Den Geist kann man mit einem Filmprojektor vergleichen. Sobald der Projektor Bilder auf die Leinwand wirft, projiziert der Geist Sinnesphänomene auf eine bestimmte Art von Kognitionsleinwand, einen Kontext, den wir für die Außenwelt halten, während die Gedanken, Gefühle und Empfindungen auf eine andere Art von der Leinwand oder Kontext projiziert, was wir unsere Innenwelt oder unser „Ich“ nennen.
Das kommt in buddhistischer Sicht auf die absolute und relative Wirklichkeit nahe.
Doch die absolute Wirklichkeit ist die Leere, ein Zustand, in dem Wahrnehmungen intuitiv als ein unendlicher und vergänglicher Fluss von möglichen Erfahrungen erkannt werden.
Wenn wir die Wahrnehmungen als bloße flüchtige, durch Umstände bedingte Ereignisse zu erkennen beginnen, lasten sie nicht mehr so schwer auf uns, und die ganze dualistische Struktur vom „Ich“ und „anderen“ beginnt sich aufzulösen. Die relative Wirklichkeit ist die Summe der Erfahrungen, die aus der irrtümlichen Vorstellung entstehen, dass alles, was wir wahrnehmen, für sich und aus sich selbst heraus Wirklichkeit besitzt.
Doch die Gewohnheit zu denken, dass die Dinge „da draußen“ in der Welt oder „hier drinnen“ existieren, lässt sich nur schwer aufgeben. Was bedeutet das? Wir müssen von allen lieben Illusionen Abstand nehmen und erkennen, alles, was wir projizieren, was wir für das „andere“ halten, ist ein spontaner Ausdruck unseres eigenen Geistes. Was wieder für uns bedeuten würde, von unseren Vorstellungen über die eigene Wirklichkeit Abschied zu nehmen und stattdessen den Fluss der Wirklichkeit so zu erfahren, wie er wirklich ist.Dabei braucht man sich von den eigenen Wahrnehmungen nicht völlig zu lösen. Man muss sich nicht in die Einsamkeit zurückziehen, sondern man die Wahrnehmungen, die man wahr nimmt, genießen, und auf sie aktiv einlassen, und man kann sie so betrachten, wie Objekte, die man im Traum wahrnimmt, betrachtet. Ja, man kann lernen, die Vielfalt der sich uns präsentierenden Erfahrungen zu bestaunen und zu bewundern.
Da wir den Unterschied zwischen Erscheinungen und Illusion erkennen, können wir uns auch das Eingeständnis erlauben, das manche unserer Wahrnehmungen falsch oder von Vorurteilen bestimmt sein könnten und das unsere Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten, bis zu einem solchen Grad verhärtet haben könnten, dass wir nur noch unseren eigenen Standpunkt sehen.
Erkennt man die Leerheit und Klarheit des Geistes, dann wird das Leben viel reicher und intensiver. Man muss erst einmal seine Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten, abstreifen, dann ist man frei, auf seine Erfahrungen als genau das, was man im Hier und Jetzt ist, und was ich im Hier und Jetzt bin, zu reagieren.












































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