Sonntag, 27. September 2015

Warum sind wir unglücklich?

Warum sind wir unglücklich?
Alle fühlenden Wesen neigen dazu, auf nicht nutzbringende Weise zu handeln.
In meine Lebensjahren von 75 Jahren habe ich viele merkwürdige und wunderbare Dinge gesehen und hörte viele seltsame und wunderbare Geschichten von Menschen mit denen ich persönlich gesprochen habe. Was mich sehr überraschte war das, was ich sah, das Leiden der Menschen, die an einem Ort lebten, wo materielle Bequemlichkeiten in großem Ausmaß verfügbar waren, eine solche Tiefe angenommen hatte, wie ich sie bei jenen erlebt hatte, die in weniger materiell entwickelten Regionen zu Hause waren.
Die Ausdrucksformen des Leidens sind sehr unterschiedlich, denn sie richten sich auch dem Umfeld des Einzelnen.
Wenn man zum Beispiel die vielen besonderen Konstruktionen von Gebäuden sieht, und diese Gebäude besteigt und oben anlangt, dann wundert man sich über die vielen und sehr strengen Sicherheitsmaßen, z.B. von Stacheldrahtzäunen und patrouillierenden Wachen auf den Dächern, und man fragt sich, warum muss das Sein?
Ich denke dann an die Menschen, die sehr verzweifelt sind, die an einem Leiden leiden und sich dann das Leben nehmen wollen, indem sie sich von den Dächern stürzen. Es ist schon eigenartig, wenn man einerseits die hervorragende Technologie sieht, bestaunt und bewundert, und dann wollen sich Menschen das Leben nehmen, weil sie leiden.
Es ist ja nicht so, das man von der Technologie abgehalten wird, das Können und die Schönheit der Sehenswürdigkeiten zu verachten oder missachten, aber es ist der Mensch, der in seiner psychischen Not diese Sehenswürdigkeiten benutzt, um dieses Leiden zu beenden.
Eine Gesellschaft kann materiell noch so gut ausgestattet sein, aber wenn man den Menschen in seinem Verhalten beobachtet, dann stellt man oft fest, wie unzufrieden sehr viele Menschen mit ihrem Leben sind, denn sie sind oft verzweifeln und sehnen sich nach Ruhe und Frieden.
In einem persönlichen Gespräch stellen Menschen oft die Frage, wie sie besser und stärker werden können als sie bisher sind, oder wie sie ihren „Selbsthass“ überwinden können.
Erst in einem längeren Leben, wenn etwas durch die Welt gereist ist und viele Menschen kennengelernt hat und damit auch viele Gesellschaftsformen, so wird einem immer klarer, dass Angehörige einer technologisch und materiell ausgezeichneten Gesellschaft mit der gleichen Wahrscheinlichkeit Schmerz, Angst, Einsamkeit, Isolation und Verzweiflung empfinden wie die Menschen, die in vergleichsweise weniger entwickelten Gebieten leben.
Aber warum ist das so? Dass die Menschen, wenn der äußere oder materielle Fortschritt in seinem Tempo die Entwicklung von inneren Wissen übersteigt, unter tiefen emotionalen Konflikten zu leiden scheinen, ohne durch irgendwelche inneren Methoden dafür gerüstet zu sein. Ein Übermaß an materiellen Dingen und Möglichkeiten liefert eine solche Vielfalt an äußerlichen Ablenkungen, dass die Menschen den Kontakt zu ihrem Innenleben verlieren.
Bedenkt man die Unzahl von Menschen, die stets auf der Suche nach etwas Spannenden, Aufregendem sind, indem sie jedes neue Restaurant ausprobieren, neue Beziehungen anfangen oder Arbeitsstellen wechseln. Eine Weile hält der Reiz des Neuen an, aber dann legt sich die Erregung und Begeisterung, die neuen Gefühle und Empfindungen, die neuen Freunde oder die neuen Verantwortlichkeiten werden zu etwas Alltäglichen. Das Glücksgefühl, das sie zu Anfang empfunden haben mögen, verflüchtigt sich.
Alle Phänomene sind das Ergebnis des Zusammenkommens von Ursachen und Bedingungen und unterliegen daher unausweichlich irgendeiner Art von Veränderung. Wenn sich die zugrunde liegenden Ursachen ändern, die eine Erfahrung von Glück erzeugten und aufrechterhielten, geben die meisten Leute den äußeren Bedingungen oder sich selbst die Schuld.
Aber solche Schuldzuweisung macht die Suche nach dem Glück noch schwieriger, weil sie von einem Verlust an Selbstvertrauen oder Glauben an die Dinge zeugt, die uns, wie man uns beibrachte, zum Glück verhelfen sollten.
Das noch größere Problem ist allerdings, dass die meisten Menschen keine sehr klare Vorstellung davon haben, was Glück eigentlich ist. Folglich schaffen sie sich immer wieder Umstände, die sie zu der Unzufriedenheit zurückführen, die sie so verzweifelt gerne ausmerzen würden. Und weil das so ist, wäre es eine gute Idee, sich das Glücklichseins, das Unglücklich sein und die meisten Zustände zugrunde liegenden Ursachen ein bisschen genauer anzusehen.




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