Freitag, 25. September 2015

Mitgefühl: Das Überleben der Warmherzigsten.

Mitgefühl: Das Überleben der Warmherzigsten.
Unermessliches Mitgefühl für alle fühlenden Wesen, die als Gefangene ihrer Illusionen leiden, bricht spontan hervor.
Man muss sich einmal vorstellen, man verbringt sein Leben in einem kleinen Zimmer, das verschlossen, ein kleines schmutziges Fenster hat, so dass kaum Licht durchkommt.Wahrscheinlich würde man die Welt für einen düsteren und trübseligen Ort halten, voller merkwürdiger gestalteter Geschöpfe, die schreckenerregende Schatten auf das verdreckte Fenster werfen, wenn diese an dem Fenster vorbeigehen.
Aber nehmen wir einmal an, eines Tages, dass nach einem Gewitter etwas Regenwasser gegen das Fenster gespritzt wird, und man nimmt ein Tuch oder seinen Hemdärmel und wischt diesen Spritzer weg, und damit löst sich etwas Schmutz von dem Fenster. Plötzlich dringt ein kleiner heller Lichtstrahl durch dieses Fenster. Was macht man? Man reibt natürlich noch etwas mehr Schmutz vom Fenster , und desto mehr Licht strömt in das Zimmer.
Dann wird man da stehen und staunen und sich fragen:Vielleicht ist die Welt doch nicht so dunkel und trübselig, vielleicht liegt es am Fenster?
Man geht sofort zur Spüle und holt mehr Wasser, vielleicht auch Lappen und beginnt an zu reiben und rubbeln, und zwar solange, bis das gesamte Fenster von Dreck und Staub befreit ist.
Jetzt strömt das Licht voll herein, und man erkennt jetzt, vielleicht zum ersten Mal, dass all die merkwürdig geformten Schatten, die einem jedes Mal beim Vorbeikommen in Angst und Schrecken versetzten, Menschen sind, so wie man selbst ein Mensch ist. Und aus der Tiefe des Bewusstseins steigt der instinktive Drang empor, gesellschaftliche Bande zu diesen Menschen zu knüpfen, also auf die Straße hinauszugehen, um einfach bei ihnen zu sein.
In Wahrheit hat sich nichts verändert. Die Welt, das Licht und die Leute waren immer da. Man konnte sie nur nicht sehen, weil die Sicht verdunkelt und getrübt war. Jetzt aber sieht man alles, und damit ist nun alles anders geworden.
Das nennt man das Erwachen des Mitgefühls, der uns angeborenen Fähigkeit, uns mit den Erfahrungen von anderen zu identifizieren und sie zu verstehen.


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