Vergänglichkeit.
Nichts ist je von Dauer.
Die meisten Menschen wurden durch die Gesellschaft, in
der sie leben, dazu konditioniert, den ständig wechselnden Strom
mentaler und materieller Phänomene mit Begriffsetiketten zu
versehen.
Wenn wir uns einen Tisch genauer ansehen, so werden wir
instinktiv weiterhin als Tisch bezeichnen, obwohl man erkennt, dass
er kein eigenständiges Einzelding ist, sondern sich aus
verschiedenen Teilen zusammensetzt: aus Tischplatte, Beinen,
Rückseite und Vorderseite. Aber keiner dieser teile könnte für
sich genommen als „Tisch“ bezeichnet werden.
Der „Tisch“ ist nur eine Benennung, die wir auf
rasch entstehende und wieder auflösende Phänomene anwenden, die nur
eine Illusion von etwas definitiv oder absolut Wirklichem erzeugen.
Auf gleiche Weise sind die meisten von auf darauf
trainiert, einem Strom von Erfahrungen die Benennung „ich“ oder
„mein“ anzuhaften, die unser ganz persönliches Gefühl von einem
„Ich“ oder „Selbst“ oder von dem, was man gemeinhin „Ego“
nennt, bestätigt. Doch es besteht das Gefühl, dass wir ein
Einzelwesen sind, das über die Zeit hinweg unverändert bleibt. Doch
wir haben das Empfinden, heute die gleiche Person zu sein, die wir
gestern waren. Doch das „Ich“ hat sich mit der Zeit verändert.
Wenn wir uns betrachten, stellen wir fest, dass wir uns wirklich
verändern. Denn auf der elementaren Molekular ebene verändern sich
unsere Körperzellen dauernd, alte Zellen sterben ab und neue werden
geboren.
Man kann dieses Gefühl von einem „Ich“ genauso
untersuchen, wie man den Tisch betrachtet, und man erkennt, das sich
das Ding namens „Ich“ in Wirklichkeit aus einer Anzahl
verschiedener Dinge zusammensetzt. Dieses „Ich“ hat Beine, Arme,
einen Kopf, Hände, Füße und innere Organe. Kann man irgendeines
dieser Einzelteile definitiv als unser „Ich“ bezeichnen? Doch wir
finden nichts, das wir definitiv als unser „Ich“ bezeichnen
können. Also finden wir nichts, was wir definitiv als unser „Ich“
bezeichnen können, auch wenn wir alles an uns betrachten. Doch wir
werden bei der Analyse von uns an einen Punkt kommen, an dem wir
erkennen, wo unsere Analyse zusammenbricht. Es kommt der Augenblick,
in dem wir unsere Suche nach etwas Absoluten aufgeben, erhalten wir
eine erste Kostprobe der Leere, von der grenzenlosen, undefinierbaren
Essenz der Wirklichkeit, so wie sie ist.
Wenn wir uns die enorme Vielfalt von Faktoren vor Augen
führen, die zusammenkommen müssen, um ein spezifisches „Ich-Gefühl“
zu erzeugen, lockert sich allmählich unsere Anhaftung, an dieses
„Ich“, für das wir uns halten. Wir sind eher bereit, das
Verlangen aufzugeben, unsere Gedanken, Emotionen, Empfindungen und so
weiter zu kontrollieren oder abzublocken. Wir fangen an, sie ohne
Schmerzen oder Schuldgefühle wahrzunehmen und zu erleben und nehmen
ihr Aufkommen und Vergehen einfach als Manifestation eines Universums
unendlicher Möglichkeiten in uns auf. Diese Vorgehensweise lässt
uns die unschuldige Sichtweise wiedergewinnen, die wir zumeist als
Kinder hatten.
Unser Herz öffnet sich für andere Menschen wie für
sich entfaltende Blüten. Wir werden zu besseren Zuhörern, sind
aller Dinge, die um uns herum vorgehen, umfassender gewahr, und
können spontaner und angemessener auf Situationen reagieren, die uns
vordem in Schwierigkeiten oder in Verwirrung gestürzt haben.
Nach und nach werden wir feststellen, dass wir,
vielleicht auf subtiler Ebene, dass wir es zunächst nicht einmal
bemerken, zu einem freien, klaren, liebevollen Geisteszustand
erwachen, der unsere heißesten Träume übersteigt.
Aber solche Möglichkeiten klar sehen zu lernen
erfordert große Geduld. Genau genommen ist es das klare Sehen
selbst, das große Geduld erfordert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen